Durch die EWN Entsorgungswerk für Nuklearanlagen GmbH (EWN) werden seit 1995 die ehemaligen Kernkraftwerke Greifswald/Lubmin (KGR) in Mecklenburg-Vorpommern und Rheinsberg (KKR) in Brandenburg abgebaut.
Neben den Rückbauaktivitäten sind die Entsorgung und die Zwischenlagerung der abgebrannten Brennelemente und der anfallenden radioaktiven Reststoffe/Abfälle wesentliche Aufgaben der EWN.
Diese Aufgaben der EWN sind in den einzelnen Projektseiten näher beschrieben.
Das Unternehmen EWN hat folgende Standorte:
- Greifswald/Lubmin: Sitz der Geschäftsführung, Rückbau KKW Greifswald/Lubmin, Betrieb von Entsorgungseinrichtungen und des Zwischenlagers Nord
- Rheinsberg: Betriebsteil, Rückbau KKW Rheinsberg
Neuer Name - die Aufgaben bleiben.
Im Februar 2017 erfolgte die Umbenennung der EWN GmbH. Das Geschäftsfeld der ehemaligen Energiewerke Nord GmbH lag schon lange nicht mehr im Bereich Energie. Unser neuer Name spiegelt die eigentliche Aufgabe wider, nämlich den Rückbau von nuklearen Anlagen.
Entsprechend ihrer Verantwortung, den vollständigen Rückbau und die Entsorgung der Kernkraftwerke in Greifwald/Lubmin und in Rheinsberg zu realisieren, heißt die Energiewerke Nord GmbH jetzt „EWN Entsorgungswerk für Nuklearanlagen GmbH“.
Der Rückbau der kerntechnischen Anlagen KGR und KKR wird bis in die zweite Hälfte der dreißiger Jahre dauern. Die Entsorgung der dabei bisher und weiter anfallenden radioaktiven Materialien wird sich über einige Jahrzehnte, teilweise sogar bis zum Ende des Jahrhunderts hinziehen.
Alleiniger Gesellschafter der EWN ist seit 2000 das Bundesministerium der Finanzen.
Die EWN hat sich in den letzten Jahren zum Kompetenzzentrum des Bundes für den Rückbau und die Entsorgung von Nuklearanlagen entwickelt. Dazu wurden weitere Unternehmen, die sich mit dem Rückbau von Nuklearanlagen beschäftigen und von der öffentlichen Hand finanziert werden, zusammen mit der EWN GmbH in der EWN-Gruppe zusammengefasst.
Zur EWN-Gruppe gehört seit 2003/2016 die JEN Jülicher Entsorgungsgesellschaft für Nuklearanlagen mbH (kurz JEN, bis 2016 AVR GmbH). Sie ist verantwortlich für den Rückbau und die Entsorgung der nuklearen Prototyp- und Forschungsanlagen am Standort Jülich (Nordrhein-Westfalen). Zur sicheren Behandlung, Entsorgung und Zwischenlagerung sind am Standort die erforderlichen Einrichtungen und Anlagen vorhanden.
Seit 2006/2009 gehört die Kerntechnische Entsorgung Karlsruhe GmbH (kurz KTE, vormals WAK) zur EWN-Gruppe. Sie bündelt alle Rückbauaktivitäten an stillgelegten kerntechnischen Versuchs- und Prototypanlagen und die notwendigen Entsorgungstätigkeiten am Standort Karlsruhe/KIT Campus Nord (Baden-Württemberg).
Um diese Aufgaben bei Einhaltung von Strahlen-, Umwelt-, Gesundheits- und Arbeitsschutz effizient und trotzdem kostengünstig zu erledigen, sind die Unternehmen EWN, JEN und KTE in der EWN-Gruppe zusammengefasst worden. Damit wird erreicht, dass Erfahrungen und Erkenntnisse in den vergleichbaren Arbeitsgebieten besser übertragen und Synergieeffekte schneller erzielt werden können.
Historie
Das Kernkraftwerk Rheinsberg (KKR) als erstes KKW auf deutschem Boden wurde nach einem im Jahre 1956 abgeschlossenen Regierungsabkommen mit der UdSSR in enger Kooperation zwischen deutschen und sowjetischen Fachleuten projektiert und gebaut. Es wurde mit dem russischen Druckwasserreaktor vom Typ WWER-2 ausgerüstet.
Am 9. Mai 1966 erfolgte die Inbetriebnahme des 70-MW-Blockes.
Die weiteren KKW der DDR wurden dann am Standort Lubmin ab 1969/70 gebaut. Es war geplant, an der Boddenküste acht Kernkraftwerksblöcke des russischen Druckwassertyps WWER 440 zu bauen. Die Inbetriebnahme des 1. Blockes erfolgte am 13. Dezember 1973. Die weiteren Blöcke 2-4 gingen 1974, 1978 und 1979 an das Netz. Im Block 5 erfolgte ab dem Jahr 1989 der Probebetrieb vor der geplanten Inbetriebnahme. Die KKW erzielten einen Anteil an der Stromerzeugung der DDR von ca. 11 %. Der Betreiber der KKW der ehemaligen DDR war das Kombinat Kernkraftwerke „Bruno Leuschner“, welches 1980 gegründet worden war.
Weitere Daten aus der Historie der Kernkraftwerke der ehemaligen DDR können Sie bei Bedarf beim Besuch des Informationszentrums der EWN bzw. bei einer Besichtigung im Betriebsteil Rheinsberg erhalten.
Mit der deutschen Wiedervereinigung in Deutschland wurden alle Reaktorblöcke in Rheinsberg und Greifswald stillgelegt. Im Jahr 1991 fasste der Aufsichtsrat der inzwischen gegründeten Energiewerke Nord GmbH den Beschluss zur endgültigen Stilllegung und zum Rückbau der Kernkraftwerke.
Bedingt durch Abschaltung der Reaktorblöcke und die Entscheidung zur Stilllegung der Gesamtanlage kam es zu Massenentlassungen. Die verbliebenen Mitarbeiter der EWN mussten nun die neue an sie gestellte Aufgabe, den Rückbau der eigenen Kraftwerke, anpacken. Nach der Erarbeitung der Genehmigungsunterlagen wurden im Jahr 1994 die Anträge zur Stilllegung und zum Abbau der kerntechnischen Anlagen eingereicht.
Im Jahr 1995 erhielt die EWN GmbH für beide Kernkraftwerke die entsprechenden Rückbaugenehmigungen der jeweils zuständigen Landesbehörden.
Weitere Aktivitäten
Aufgrund des erworbenen Know-hows beteiligt sich die EWN an der Stilllegung, Demontage und Entsorgung von kerntechnischen Anlagen im In- und Ausland.
Im Ergebnis der Verhandlungen der G8-Staaten 2002 in Kananaskis (Kanada) wurde ein Programm zur Entsorgung von russischen Atom-U-Booten beschlossen. Deutschland sagte seine Teilnahme an diesem Projekt mit 600 Mio. € zu. Im Jahr 2003 beauftragte das Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit die EWN mit der Projektdurchführung. Ein Langzeitzwischenlager für die Atom-U-Boote wurde im September 2011 an der Saida-Bucht bei Murmansk fertiggestellt und an den russischen Betreiber übergeben.
Im Zeitraum 2007-2015 wurde am gleichen Standort ein Entsorgungszentrum für radioaktive Abfälle nach dem Vorbild des Zwischenlagers Nord der EWN nahe Lubmin errichtet. Damit konnte dieser Großauftrag im Zeit- und im Kostenrahmen erfolgreich abgeschlossen werden.
Über diese Tätigkeiten hinaus unterstützt die EWN die Entwicklung des Standorts des ehemaligen Kernkraftwerkes Greifswald zu einem wichtigen Energie- und Industriestandort in Mecklenburg-Vorpommern.